Bei vielen Besuchern weckte die Rasse, die als Ursprung aller heutigen schwarzbunten Rinder gilt, vor allem nostalgische Gefühle. Sie kennen die kleinrahmigen und fleischbetonten Doppelnutzungsrinder „von früher“. Für die heutigen DSN-Züchter geht es hingegen ums „Schützen durch Nützen“. Sie halten die alte Rasse in modernen Milchviehbetrieben. Wie gut das funktioniert, konnten sich die Gäste bei Rundfahrten über das Gelände der gastgebenden Agrargenossenschaft Gräfendorf eG anschauen. Moderne Landtechnik und eine historische Ausstellung des Rinderzuchtmuseums Groß Kreutz ergänzten das Rahmenprogramm.
Das Kernstück der Veranstaltung bildete jedoch der Schauwettbewerb, an dem bei strahlendem Sonnenschein insgesamt 53 Kühe aus sieben Betrieben teilnahmen. Der Bärenanteil stammte aus Brandenburger Genreservebetrieben. Neben den Agrargenossenschaften Gräfendorf, Beyern und Züllsdorf, der Agrar-GmbH Lebusa und den Ökobetrieben von Lucas Lütke Schwienhorst und Andrea Wesche fand jedoch auch Uwe Wunderlich aus Oberfranken den Weg nach Südbrandenburg. Als mit Abstand größter Betrieb der Genreserve stellte die Agrargenossenschaft Gräfendorf das bei Weitem größte Kontingent im hochkarätigen Schaugeschehen und dominierte auch durchweg bei der Vergabe der Klassensiege. Einen Klassen-Reservesieg bei den Jungkühen errang neben Gräfendorfer Kühen die Markgraf-Tochter Matilde aus der Agrargenossenschaft Züllsdorf eG. Krista (V. Hermann) aus der ökologischen Haltung von Andrea Wesche in Rittgarten tat es ihr bei den drittlaktierenden Kühen nach, ebenso wie die Best-Tochter Biggi aus der Agrargenossenschaft Beyern in der Klasse der Viertkalbskühe.
Besondere Aufmerksamkeit zogen auch die Nachzuchten der Bullen Markgraf und Semper auf sich, in denen sich jeweils Erst- und Zweitkalbskühe präsentierten. Der Martell-10-Sohn Markgraf hat im April seinen ersten Töchterzuchtwert erhalten, der von seinen rahmigen, typvollen Töchtern im Ring untermauert wurde.
Traditionell führt der Weg zum Championtitel bei der seit 1997 alle fünf Jahre stattfindenden DSN-Schau über die Auswahl der jeweils besten Kuh der jungen und älteren Kuhklassen. Bemerkenswerterweise taucht der Bulle General in den Pedigrees der Sieger und Reservesieger ganze drei Mal auf. Bei den starken Erst- und Zweitkalbskühen setzte sich seine Tochter Gernotta vor Selma (Semper x General) durch. Die Schärpe der Siegerkuh Alt aus allen Kühen der dritten, vierten und fünften Laktation erhielt die General-Tochter Gertrude. Den Reservesiegertitel der Altkühe errang die fünftlaktierende Best-Tochter Svea, die wie alle vier Siegertiere aus der Agrargenossenschaft Gräfendorf eG stammt. Ihre Halbschwester Nadia, ebenfalls in ihrer fünften Laktation, wurde vom Landeskontrollverband Berlin-Brandenburg für die höchste Gesamtleistung ausgezeichnet. Den Preis als beste der vier angetretenen Kühe aus ökologischer Haltung erhielt die Jupiter-Tochter Uschi von Andrea Wesche, gleichzeitig älteste Kuh der Schau.
Die beiden Siegerkühe Gernotta und Gertrude machten es den Preisrichtern nicht leicht, doch am Ende waren sich Günter Koch und Thies Karstens aus Schleswig-Holstein einig: Der Champion des 50. Jubiläums der DSN-Genreserve in Brandenburg heißt Gertrude. Die stattliche Drittkalbskuh hatte bereits in ihrer Richtklasse für anerkennendes Raunen gesorgt. Neben einer Medaille des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Bronze und dem Pokal des Rinderzuchtverbandes Berlin-Brandenburg eG ist der Titel erstmals mit dem Klaus-Roericht-Gedächtnispreis dotiert, der zu Ehren des langjährigen Direktors des Tierzuchtgutes Kölsa vergeben wird. Mehr über dessen Verdienste rund um die DSN-Genreserve ist in der Chronik zum 50-jährigen Jubiläum nachzulesen.
Anerkennung und Dank gebührt dem Verein Genreserve Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind e.V., den Züchtern und dem Team der Agrargenossenschaft Gräfendorf eG, durch welche die Tierschau mit Unterstützung durch den Rinderzuchtverband Berlin-Brandenburg eG und die RBB GmbH bis ins Detail über Wochen und Monate neben der täglichen Routine mit erheblichem Aufwand vorbereitet und durchgeführt wurde. Am Ende stand eine gelungene Tierschau, die von allen Seiten mit viel Lob bedacht wurde.
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